Wie ist die Marke Schweizerbad entstanden?

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23.11.2021

Schweizerbad – eine Erfolgsgeschichte mit Hindernissen. Inhaber Markus Fraefel erzählt im Interview, wie die Marke Schweizerbad das geworden ist, was sie heute ist. Mit spannender Etappen-Übersicht und Einblick in das unterschiedliche Funktionieren der Märkte.

Markus Fraefel

Herr Fraefel, wie ist die Marke Schweizerbad entstanden?

Ganz unkompliziert – bei einem Zmittag mit unserer damaligen Marketingagentur in Mosnang. Damals, 1995, war die Marke «Swatch» gerade sehr hoch im Kurs, eine Kombination aus Swiss und Watch. Wir wollten auch so etwas, natürlich nicht kopieren, aber «Schweizerbad» war klar von diesem Trend inspiriert. Heute wäre das markentechnisch ja gar nicht mehr möglich, den Begriff Schweizerbad für Schweizer Badmöbel zu schützen, wir hatten die Gunst der Stunde genutzt.

 

Was gab den Anstoss zu dieser Badmöbelserie?

Wir wollten den deutschen Markt erschliessen. Der Versuch mit einem bewährten Badmöbel scheiterte. Wir mussten zum Beispiel feststellen, dass weisse Innenseiten in Deutschland als billig wahrgenommen wurden, weil Badmöbel aus dem Baumarkt innen weiss waren. Also entwickelten wir eigens für den deutschen Geschmack eine Badmöbellinie. Für den Messeauftritt an der ISH Frankfurt brauchten wir natürlich einen Markennamen. So präsentierten wir uns mit Schweizerbad und der ersten Badmöbellinie Zalto. Das lebensfrohe Design, die vielen Farben und das flexible Rastersystem fanden grossen Anklang.

 

Wie entwickelte sich Schweizerbad?

Anfangs gut. Wir bauten in Deutschland ein Handelsnetz auf, hatten aber keine eigenen Leute. Ich war so zusagen als One-Man-Show im ganzen Land unterwegs. Da stiess ich natürlich irgendwann an die Grenzen des Möglichen. Also setzten wir auf externe Handelsvertreter. Leider ein Flop. Das führte dazu, dass wir unsere Geschäftstätigkeit mit Schweizerbad 2002 einstellten. Jedoch hat die Fraefel AG weiterhin als Private Label die deutsche Keramikindustrie mit Badmöbeln beliefert.

 

Wie ging es mit Schweizerbad weiter?

2005 haben wir einen zweiten Anlauf genommen, Schweizerbad 2.0 sozusagen. Diesmal mit eigenem Personal und der Gründung der Schweizerbad GmbH in Berlin. Seither ging es sukzessive aufwärts mit Schweizerbad. 2014/20215 hatten wir dann den Wunsch, weitere Länder und Märkte zu erschliessen und liessen eine entsprechende Studie erstellen.

 

Seit 2018 ist Schweizerbad auch auf dem russischen Markt vertreten. Inwiefern unterscheidet er sich vom deutschen Markt?

Die Handelsstrukturen in Russland sind ganz anders. Egal in welchem Landesteil ein Bad ausgebaut wird, die Wirtschaftsbeziehungen sind eng mit Moskau verbandelt. Eine wichtigste Schlüsselposition haben die so genannten Badstudios. Diese arbeiten wiederum mit Innenarchitekturbüros zusammen, die die Installationsfirmen beauftragen. Trotz dieser unterschiedlichen Vertriebsstrukturen sahen wir für die Fraefel AG eine Chance in diesem Markt.

 

Ist der russische Geschmack immer noch geprägt von Gold und Barock?

Der Geschmack ist extravaganter, anfangs inspiriert vom Barock aus Zarenzeit. Inzwischen haben sich die Ansprüche jedoch auf italienisches und nordisches Design konsolidiert. Was geblieben ist, ist der Hang zum Besonderen. In Russland wird ein Bad schneller ersetzt als im deutschsprachigen Raum. Bei uns muss ein Bad 25 Jahre halten, in Russland reichen 8 bis 10 Jahre. Manche behaupten dort, mit einem Partnerwechsel würde auch das Bad komplett neu eingerichtet. Inwiefern das stimmt, kann ich aber nicht beurteilen.

 

Wohin entwickeln sich die Trends bei Badmöbeln generell und welche Ziele verfolgen Sie in Zukunft mit der Fraefel AG?

Die Branche erfindet sich immer wieder neu. Fest steht für uns aber, dass wir dem Badmöbel treu bleiben. Das Badezimmer wird immer mehr zum Statussymbol. Es ist einerseits Rückzugsort und Wellness-Oase, zugleich wird das Badezimmer gerne den Gästen hergezeigt.

Wichtig sind Ergonomie, echte Materialien, viel Stauraum und biodynamisches Licht, aber auch zunehmend Smart Technology und andere Gimmicks. Die richtigen Steckdosen und Anschlüsse am richtigen Ort einzuplanen, ist und bleibt eine Herausforderung in unserer schnelllebigen Zeit. Diese Themen beschäftigen uns täglich und beeinflussen auch das Design der Badmöbel.

In Zukunft werden wir weiterhin auf externe Designerinnen und Innenarchitekten setzen, sie haben eine andere Perspektive und verleihen jeder Badmöbellinie eine eigene Note. Ebenfalls wichtig sind langlebige, durchdachte Konstruktionen und hochwertige Materialien – nach wie vor muss ein Bad zeitlos sein und im Idealfall 20 bis 25 Jahre Freude bereiten.

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Schweizerbad – vom Flop zum Export-Hit

Vor 1994
Erfolgloser Versuch, ein bewährtes Schweizer Badmöbel auf dem deutschen Markt zu verkaufen.

1994 Zalto
Die Fraefel AG entwickelt darum ein spezifisches Badmöbel für den deutschen Grosshandel namens Zalto. Lebensfrohes Design. Flexibles Rastersystem. Viele Farben.

1995 Schweizerbad

ISH Frankfurt
Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima

Der Markenname «Schweizerbad» entsteht kurzerhand bei einem Mittagessen in Mosnang, als Markus Fraefel sich mit der Marketingagentur zur Vorbereitung des Messeauftritts. Dazu inspiriert hat unter anderem die damals sehr angesagte Marke Swatch (Swiss Watch).

Gründung einer Firma und Entwicklung der Marke. Als erste Badmöbellinie von Schweizerbad wird Zalto ausgestellt. Der Messeauftritt an der ISH wird ein voller Erfolg mit zahlreichen positiven Reaktionen.

1996 Aufbau Handelsnetzwerk
Akquise von kreativen deutschen Installationsfirmen mit eigener Ausstellung, die Schweizerbad präsentieren und verkaufen. Die Logistik wird über den deutschen Grosshandel abgewickelt. Markus Fraefel verkauft als «One-Man-Show» und reist in ganz Deutschland umher, die Fraefel AG beschäftigt kein eigenes Personal in Deutschland.

1997 Zamba

ISH Frankfurt
Zweiter Messeauftritt von Schweizerbad. Diesmal mit Zamba, einer attraktiven Badmöbellinie fürs  Familienbudget.

1998–2000 Flop: Externe Handelsvertreter
Nach wie vor agiert Schweizerbad ohne eigenes Personal in Deutschland. Es wird auf externe Handelsvertreter gesetzt. Dies wird jedoch ein Flop.

2002 Rückzug aus dem deutschen Markt
Die Fraefel AG stellt ihre Geschäftstätigkeit mit Schweizerbad vorläufig ein.

2002–2005 Private Label
Die Fraefel AG beliefert als Private Label die grosse Keramikindustrie mit Badmöbeln, bleibt somit selber anonym.

2005 Schweizberbad 2.0
Die Zeit ist reif für einen neuen Anlauf. Diesmal mit eigenen Leuten. In Berlin wird die Schweizerbad GmbH gegründet und motiviertes Personal angestellt.

2006 Die Erfolgsstory beginnt
Badmöbel von Schweizerbad finden Anklang. Es werden peut-à-peut weitere Badmöbellinien entwickelt, abgestimmt auf die Bedürfnisse von Kundschaft und Handel. Berlin und somit Deutschland wird für die Fraefel AG zum zweiten «Heimmarkt».

2014/2015 Studie für weitere Märkte
Es wird eine externe Studie in Auftrag gegeben: Welche Märkte mit welchen Vertriebsstrukturen kommen für die Fraefel AG in Frage? Zuerst wurden mit wenig Ressourcen vier Länder angegangen: England, Niederlande, Belgien und Russland. Dann werden Energien gebündelt und ausschliesslich der russische Markt bearbeitet. Markus Fraefel hegte schon länger ein Interesse für Slawistik. Alles in allem gute Voraussetzungen für Erfolg.

2018 Handelspartnerschaft in Russland
Die Fraefel AG schliesst Verträge mit einer grossen Handelsfirma für hochwertige Badmöbel in Moskau, einem so genannten Badstudio. In Russland sind Badstudios zusammen mit Innenarchitekturbüros Dreh- und Angelpunkt für Innenausbauten. Der gesamte russische Markt bezieht sich auf Moskau.

Und die Erfolgsgeschichte geht weiter …

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